Islands Kicker als Kolly-Kunstwerke

Der Plaffeier Raphaël Kolly hat für den Luzerner Verein Tschuttiheftli die isländischen WM-Fussballer gezeichnet. Ab heute sind seine Kunstwerke im Verkauf. Lob für das Wappen gibt es von Stürmer Alfred Finnbogason.

«Hast du schon den isländischen Stürmer von Raphaël Kolly?» Diese Frage stellen sich ab heute die Sammler der Tschuttiheftli-Bilder. In über 60 Verkaufsstellen in der Schweiz sind die künstlerischen Versionen der Panini-Bilder für die Fussball-WM 2018 in Russland erhältlich. Hinter der Idee steckt der Luzerner Verein Tschuttiheftli.

Raphaël Kolly, Kunststudent aus Plaffeien, wurde von einer Jury ausgewählt und hat die Fussballer aus Island gezeichnet. Während zweier Wochen hat er jeden Tag intensiv an den Spieler-Porträts gearbeitet, die sich durch seinen ganz eigenen Stil auszeichnen.

Bild: Aldo Ellena

3D-Gesicht vor Augen

Kolly teilte sich die Arbeit in einzelne Schritte auf. Zuerst folgten pro Spieler mehrere Skizzen mit Bleistift, anschliessend zeichnete er die Gesichter mit Farbstiften. Diese Illustrationen scannte er ein und stelle die Kunstwerke am Computer fertig. «Wichtig sind die besonderen Merkmale im Gesicht. Diese habe ich etwas übertrieben gezeichnet, damit die Spieler möglichst gut erkennbar sind.»

Das Wappen mit dem Schaf ist richtig gut gelungen.
Alfred Finnbogason, Isländischer Nati-Stürmer

Als Vorlage dienten von jedem der isländischen Kicker mehrere Bilder mit verschiedenen Lichteinfällen und Perspektiven. «Daraus ergab sich vor meinen Augen ein 3D-Gesicht des Spielers.» So entstanden die Porträts von den elf Spielern und dem Trainer sowie ein selbstentworfenes Wappen. Darauf sieht man ein Schaf, das an der Islandflagge knabbert. «Ich mag Tiere und habe mich dann etwas informiert, was für Island typisch ist», begründet Kolly. Vor einigen Wochen schickte der Künstler seine fertigen Zeichnungen ein. Das kurze Fazit: «Mega cool!»

Lob vom Island-Stürmer

Was wohl die Spieler zu den Zeichnungen von Kolly sagen? Die «Freiburger Nachrichten» haben bei Alfred Finnbogason nachgefragt. «Das Wappen mit dem Schaf als typisches Symbol für unser Land ist richtig gut gelungen», sagt der Stürmer des deutschen Klubs FC Augsburg. Zu seinem eigenen Bild meint der 29-jährige Isländer: «Ich schaue sehr grimmig. Das passt nicht so zu mir, denn zusammen mit meinen Teamkollegen blicke ich voller Vorfreude auf die WM.» Tatsächlich haben Finnbogason und einige seiner Teamkollegen einen etwas strengen Blick. Der Künstler dazu: «Ich wollte den Biss der Spieler zeigen. Zudem mag ich es, Gesichter mit ernstem Ausdruck zu zeichnen.»

Im Mutterland des Fussballs

Seit 2008 gibt es den Verein Tschuttiheftli in Luzern. In den letzten zehn Jahren hat sich einiges verändert: «Wir sind bekannter geworden, und einiges läuft professioneller ab. Für die ersten beiden Endrunden haben wir noch in Handarbeit die Sticker gemischt und in die Päckchen gesteckt», erinnert sich Präsident Silvan Glanzmann. Heute funktioniert das Mischen und Abpacken automatisch.

Dieses Jahr werden die Sammelbilder zum ersten Mal in England, dem Mutterland des Fussballs, über einen Onlineanbieter vertrieben. «Der Vorverkauf dort ist schon gut angelaufen», sagt Glanzmann. In Deutschland, dem Land des WM-Titelverteidigers, sowie in Österreich hat Tschuttiheftli ebenfalls Vertriebspartner. Darüber war Raphaël Kolly etwas überrascht: «Es war mir nicht bewusst, das Tschuttiheftli auch ausserhalb der Schweiz schon so bekannt ist.» Umso mehr freut es den jungen Künstler, dass auf jedem einzelnen Sticker sein Name steht.

Der Künstler wird zum Fan

Die Isländer sind Kolly ans Herz gewachsen: «Ich werde mitfiebern und will sehen, wie sie sich an der WM schlagen.» Damit aber nicht genug: Bei Tschuttiheftli gehört der Künstler zum Team, denn jeder durfte ein Selbstporträt zeichnen. So können die Sammler neben Stars wie Al­fred Finnbogason, Birkir Bjarnason oder Gylfi Sigurdsson auch das Bild von Raphaël Kolly ins Album kleben.

PDF zum Artikel aus den Freiburger Nachrichten.

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