Allerheiligen, Nachmittag, ich staubsauge. Im Bad will ich es besonders gut machen. Den blauen Ikea-Teppich schüttle ich kräftig aus und komme dann auf die glorreiche Idee: Der Teppich muss an die frische Luft. Gekonnt hänge ich ihn auf dem Balkon über das Geländer. Etwas später ist die Wohnung sauber, der Staubsauger zurück im Schrank und ich liege glücklich auf dem Sofa.
Gegen Feierabend beginnt es draussen zu regnen und zu stürmen. Schadenfreudig denke ich an die Leute auf dem nassen, kalten, windigen Heimweg. Der Sturm legt sich wieder. 19.30 Uhr, es ist Zeit für Training. Es ist kalt, aber nicht mehr nass und nicht mehr windig. 21.45 Uhr, zurück in der Wohnung – alles gut.
Wenig später kommt meine Freundin nach Hause. Sie geht Duschen, doch bevor sie unter der Brause steht, ruft sie aus dem Badezimmer: „Wo ist der Teppich?“ Ich kriege ein ungutes Gefühl. In meinem Kopf spielen sich die Szenen des ganzen Tages innerhalb von einer Sekunde nochmals ab. Ich sage: „Ou, der hängt noch auf dem Balkon.“ Kaum gesagt erinnere ich mich an den stürmischen Regenschauer. Hoffentlich ist er „nur“ nass und nicht davongeflogen.
Draussen auf dem Balkon ist es dunkel, bis zuletzt habe ich die Hoffnung, dass der Teppich noch da ist. Er ist es nicht. Er ist weg. Wo genau? Keine Ahnung, es ist dunkel. Der Morgen bringt Licht. Von unserem Balkon im vierten Stock sehe ich unten auf dem Kies einen blauen Fleck.
Ich gehe zur Arbeit, meine Freundin hat frei und startet die Mission „Teppichrettung“. Kein einfaches Unterfangen, da der Kiesplatz nicht frei zugänglich ist. Ich komme auf eine Idee: Sie soll doch die Bauarbeiter von der Baustelle nebenan fragen, was immer noch weniger komisch ist als bei den Nachbarn zu klingeln. Der Bauarbeiter-Trick klappt, wenn auch nur im Tausch mit einer Portion Marroni.
Am Abend zuhause treffe ich auf meine Freundin und den völlig durchnässten Teppich. „Was nun?“ „Ach komm, wir hängen den Teppich doch zum Trocknen auf den Balkon.»