Für eine Investition erhöhte der FC Wünnewil-Flamatt seine Mitgliederbeiträge. Trotz neuen Möglichkeiten für die Eltern der Junioren spricht ein Vater von Ausnutzung. Dabei gibts fast nichts Billigeres als Fussball.
Fussball: in der Welt eine professionelle Kommerzbombe, in der Provinz viel Fronarbeit und Budgetsorgen. Der FC Wünnewil-Flamatt erhöhte letzte Saison den Mitgliederbeitrag für Junioren. Statt den bisherigen 80 Franken pro Junior verlangt der Verein nun deren 200. Dazu sollen die Kinder von Haus zu Haus gehen, so Geld für den Nachwuchs sammeln, und auch noch Lose im Wert von 200 Franken verkaufen.
Ein Vater, der anonym bleiben will, sagt: «Das ist Ausnutzung der Junioren und für Eltern mit mehreren Kindern eine ziemliche Belastung.» Die Eltern haben die Möglichkeit, mit zwei Helfereinsätzen den Beitrag von 200 auf 100 Franken zu senken. Den ganzen Betrag «abzuarbeiten» sei aber nicht möglich, so der dreifache Vater weiter.
Neue Buvette
«Die Erhöhung der Mitgliederbeiträge wurde an der GV beschlossen und dient zur Finanzierung der neuen Vereins-Buvette», sagt André Wälti, Präsident des FC Wünnewil-Flamatt. Er verstehe, dass es in Einzelfällen zu finanziellen Engpässen kommen kann. «Bei solchen Fällen sind wir gewillt, eine Lösung zu finden. Der Fussball hat auch einen sozialen Auftrag.» Wälti ist sich bewusst, dass es mit Tombola und Sammelaktion gerade etwas viel ist, «aber das ist nur vorübergehend».
Die neue Buvette muss aber nicht nur finanziert, sondern auch aufgebaut werden. Ein nächstes Problem, denn für solche Projekte ist ein Verein auf helfende Hände angewiesen. Von den Aktivmitgliedern, aber auch von den Eltern. «Darum haben wir uns für dieses neue Modell entschieden.» so Wälti. Der Aufwand von zwei Einsätzen pro Jahr sei überschaubar. Wer zweimal hilft, zahlt am Ende 100 Franken, nur 20 Franken mehr als vorher. «100 Franken pro Junior sind im Vergleich mit anderen Vereinen wenig Geld», sagt der Präsident.
Da hat er recht. Im regionalen Vergleich zwischen den Fussballklubs liegen 100 Franken Mitgliederbeitrag für einen Junior im Durchschnitt. Von solchen Beträgen kann man bei anderen Sportarten wie Unihockey oder Eishockey nur träumen. Die Mitgliedschaft als Junior in einem Unihockey-Verein kann auch mal 500 Franken (grosses Feld) kosten.
«Das hat mit der Hallenmiete zu tun, die einen grossen Kostenpunkt darstellt», erklärt David Krienbühl, von Floorball Freiburg. In anderen finanziellen Sphären bewegt man sich beim Eishockey. Im Juniorenbereich nähert sich da bereits der Mitgliederbeitrag den 1000 Franken. Dazu kommen hohe Ausgaben für die Ausrüstung.
Ohne Druck klappt’s nicht
Beim FC Alterswil sind die Mitgliederbeiträge im Junioren-Bereich vergleichsweise tief. «Wir wollen attraktiv bleiben für Junioren, die mit Fussball beginnen wollen», so Präsident Silvio Serena. Er erläutert, dass der Verein vor acht Jahren ein Minus von 20 000 Franken aufwies. «Danach mussten wir professioneller werden. Gerade die Helfereinsätze haben wir nun klar koordiniert», sagt Serena.
Die Helfereinsätze werden fair auf die Aktiv-Mitglieder verteilt. Erbringt eine Mannschaft ihre Stunden nicht, so werde der Beitrag in die Mannschaftskasse reduziert. Solche Massnahmen haben auch andere Vereine ergriffen. Fazit: Ohne Nachdruck haben die Vereine heute Mühe, überhaupt noch etwas auf die Beine zu stellen.
Kommentar
Ein Verein ist mehr als nur Fussball
Vereine suchen Lösungen für ein Problem. Sie haben es schwer, Personen zu finden, die mithelfen. Sei es direkt als Vorstandsmitglied, Trainer oder sonstiger Funktionär oder indirekt als Hilfskraft bei speziellen Anlässen. Arbeiten zum Ausbau oder Erhalt der Infrastruktur, das Waschen des Dresses oder die Organisation eines Grümpelturniers – wer machts? Niemand, bis es am Ende wieder der macht, der sonst schon alles macht. Was tun als Verein? Beim FC Wünnewil-Flamatt ist zwar der Mitgliederbeitrag erhöht worden, doch mit Hilfseinsätzen können sich die Eltern fast den ganzen Aufpreis ersparen. Eine plausible Lösung, um ohne Minusgeschäft den Bau einer neuen Buvette zu ermöglichen. Mehr zahlen oder mehr helfen – und die Rückmeldung lautet: Gehts noch! Am liebsten sollen die Kinder möglichst billig und mit wenig Aufwand versorgt sein. So funktioniert es aber irgendwann nicht mehr. Ein Verein bedeutet mehr als nur Fussball. Ein Verein bedeutet warm duschen im Winter, Material und Infrastruktur, gemeinsame Erlebnisse. Er bedeutet Fronarbeit, nur scheint diese irgendwie auszusterben – schade. Ruhe in Frieden, Grümpelturnier.