«Laufen ohne Krücken, ein super Gefühl» – Einblick in die Physiotherapie von FCL-Verteidiger Marco Burch

Mitte Juli liess sich Marco Burch am Meniskus operieren. Jetzt läuft er wieder ohne Krücken und macht Stabilisationsübungen mit Ball. Ein Besuch in der Physiotherapie.

Er läuft durch die Luzerner Bahnhofshalle – ohne Krücken, mit einem Lachen im Gesicht. Der Gang ist noch etwas behutsam, aber man sieht ihm die Verletzung am rechten Knie nicht mehr an. Marco Burch ist auf dem Weg in die Hirslanden Klinik beim Bahnhof für seine Physiotherapie.

Mit dem Auto fuhr er selber den Weg von Alpnach nach Luzern. Der Fussballer ist wieder unabhängig: «Das Timing war perfekt. In der Zeit, als ich auf Hilfe angewiesen war, hatte mein Bruder Semesterferien. Jetzt kann ich wieder selber Autofahren und mein Bruder startet wieder mit dem Studium.»

FCL-Verteidiger Marco Burch in der Hirslanden Klinik Luzern.
Bilder: Pius Amrein

Bahnhofgebäude, Hirslanden Klinik, 5. Stock: Burch wird am Empfang nett begrüsst und verschwindet in der Umkleidekabine. Als er im FCL-Tenu wieder erscheint, hört man aus dem Wartebereich eine ältere Dame sagen: «Oh, das ist ein FCL-Spieler.» Ab und zu wird der Obwaldner auch etwas länger beobachtet. Zum Beispiel von einem Mann, der ein Fussballtrikot der deutschen Nationalmannschaft trägt. Das sind aber Ausnahmen, Burch kann in Ruhe sein Programm durchziehen. Jeden Tag unter der Woche trainiert er, das Wochenende dient zur Erholung.

Den ersten Teil des Trainings absolviert er zusammen mit Roger Sager. Der Physiotherapeut unterstützt den Fussballer. Sager hilft bei den Stabilisationsübungen und fragt zwischendurch nach, ob Burch Schmerzen verspürt. Tut er nicht. Der FCL-Verteidiger ist schmerzfrei. Der Therapeut schnappt sich den Ball für die nächste Übung – hier im Video:

Er wirft den Ball Burch zu, der nur mit dem rechten Bein auf einem wackligen Übungsgerät steht. Gekonnt spielt ihn Burch zurück, sogar mit dem Kopf klappt es, ohne dass er das Gleichgewicht verliert. Als ein Ball dem Profi etwas verspringt, lacht er zusammen mit Physio Sager.

Eindrücke unseres Fotografen Pius Amrein:

Erleichterung im Wasser

Stabilisationsübungen auf beiden oder auf einem Bein, das geht schon seit längerer Zeit wieder. Bis der Obwaldner jedoch ohne Krücken laufen konnte, brauchte er Geduld. Dafür war das Gefühl umso besser, als der Zeitpunkt da war. Der 20-Jährige schildert es so:about:blank

«Die ersten Schritte ohne Krücken machte ich im Schwimmbad Allmend, im Wasser. Es waren zu Beginn vielleicht zehn Minuten am Tag, aber es waren jeweils die besten zehn Minuten des Tages. Danach fing ich an, auch ausserhalb des Wassers normal zu laufen, mit den Krücken dabei als Stütze bei Bedarf. Irgendwann störten sie dann nur noch. Einige Tage später sagte mir der Physio, ich darf die Krücken in der Klinik lassen – das war ein super Gefühl.»

Neben dem Training in der Hirslanden Klinik geht der Alpnacher weiterhin im Schwimmbad Allmend ins Aquajogging. Diese Einheiten seien gute Gelegenheiten um noch kurz nebenan in der FCL-Garderobe vorbeizuschauen. In Zukunft will Burch vermehrt die Physioübungen in den Krafträumen der Swisspor-Arena absolvieren, um näher bei der Mannschaft zu sein.

Er denke ab und zu daran, wie es sein wird, wenn er wieder mit der Mannschaft trainiert. «Ich frage mich: Bin ich dann überfordert? Wie gut kann ich wohl mithalten? Erwische ich mich mit solchen Gedanken, dann sage ich mir selber: Es ist zu früh, daran kannst du denken, wenn es soweit ist.»

Übungen mit dem Ball sind bei Marco Burch wieder an der Tagesordnung.

Zu Hause habe er zwischendurch mit kleinen Bällen gespielt, um sich etwas zu beschäftigen oder um gegen die aufkommende Ungeduld anzukämpfen. Das kam aber nicht gut an, sagt Burch lachend:

«Meine Mutter hat die Bälle versteckt. Sie mag es nicht, wenn ich mit ihnen in der Wohnung spiele.»

Der Fahrplan steht

Bis Marco Burch wieder bei der Mannschaft trainiert, wird es noch dauern. Physiotherapeut Roger Sager erklärt: «Marco hat einen kompletten Riss des Aussenmeniskus. Diese Verletzung ist relativ selten, oft reisst nur ein Teil ein.» Der komplette Riss habe auch die nicht durchbluteten Anteile des Meniskus beschädigt. Diese wachsen nicht von selber wieder zusammen und so sei eine Operation die logische Lösung gewesen. «Gerade wenn es darum geht, dass die Genesung so schnell wie möglich verlaufen soll», sagt Sager und ergänzt, «bei Marco läuft alles nach Plan».

Therapeut Roger Sager begleitet Marco Burch.

Wann darf der FCL-Verteidiger mit Jogging anfangen? «Sicher bis Ende Oktober hat der Kraftaufbau erste Priorität. Aktuell wollen wir starken Druck und Schläge, die durch das Joggen entstehen, vermeiden.» Den definitiven Entscheid liege dann im Ermessen des behandelnden Arztes Sascha Käsermann. «Er gibt grünes Licht für Jogging.»

Entscheidende Faktoren sind die Zeit, aber auch seine Kraft, Beweglichkeit und Koordination. «Wichtig ist das Feedback von Marco bezüglich Schmerz und seinem Empfinden. Das macht er sehr gut – der Austausch mit ihm klappt hervorragend.» Sager hofft, dass Burch in der Rückrunde beim FC Luzern wieder eine Rolle auf dem Platz spielen kann.

Diese Hoffnung hat auch Marco Burch. Wie steht es um seine Geduld? «Ganz gut», antwortet der Jungprofi. Es stört den Fussballer auch nicht, dass er momentan hauptsächlich alleine trainiert. «In der Physio trage ich oft Kopfhörer. Ich will für mich sein, mich auf meinen Körper konzentrieren können.» Seinen Körper, den der Sportler in dieser Zeit neu kennen lernt. Übungen, die vor der Verletzung lockere Einheiten waren, sorgen aktuell teilweise für Muskelkater. Burch weiss, sein rechtes Bein braucht noch Zeit: «Gedanken mache ich mir erst, wenn die Kraft in den nächsten Wochen nicht zurückkommt.» Viel lieber geniesst er die neu gewonnene Freiheit ohne Krücken, mit Autofahren.

Diesen Text teilen via ...