Die Helikopter-Kabine wird zur Waschmaschine – Absturz-Training im Pool

Landet ein Helikopter im Wasser, kommt es auf die richtigen Handgriffe in kürzester Zeit an. Seit einigen Wochen werden im Campus Sursee von Air Zermatt spezielle Kurse angeboten – für genau solche Notfälle.

Der East River in New York oder ein Baggersee im Kanton Wallis. Zwei Unfallorte aus dem letzten Jahr, bei denen ein Helikopter im Wasser landete. In der amerikanischen Metropole starben fünf Passagiere, im Wallis konnte sich der Pilot leicht verletzt aus der Kabine befreien. Ein Manöver, das geübt sein muss, damit die Handgriffe in der Ausnahmesituation funktionieren. Seit etwas mehr als einem Monat bietet das Heli-Rettungsunternehmen Air Zermatt im Campus Sursee für genau dieses Szenario eintägige Schulungen an.

Das Instruktoren-Team besteht aus drei Personen: Michèle Imhasly, Oliver Kreuzer und Patrick Wenger – alle drei sind ausgebildete Rettungsschwimmer. Die Herren sind zusätzlich noch sogenannte Flight Paramedic, also Rettungssanitäter. Als Einstieg in den Kurs wird den bis zu acht Teilnehmern die Theorie vermittelt. Es wird beispielsweise erklärt, dass sich ein Helikopter im Wasser in den meisten Fällen dreht. Dies weil der Schwerpunkt oben beim Getriebe und dem Rotor liegt.

Überkopf unter Wasser

Wichtiger als die Theorie ist aber die praktische Übung. Dafür hängt über dem 25-Meter-Pool im Campus Sursee eine 800 Kilogramm schwere Kabine an einem Kran. Auf ihr steht die Abkürzung HUET für Helicopter Underwater Escape Training. Auf Deutsch übersetzt: Wie komme ich so schnell wie möglich aus einem Helikopter, der sich im oder eben unter Wasser befindet. Der praktische Teil startet mit einigen Übungen im Wasser. Erst danach schnallen sich die Passagiere ein erstes Mal in der roten Kabine fest.

«Sicherheit ist auch bei der Übung das oberste Gebot», sagt Michèle Imhasly, die den Kran bedient. Darum sind ihre beiden Kollegen während der Übung im Wasser oder in der Kabine stets dabei. «Die Bedingungen hier sind ideal», sagt Oliver Kreuzer. «Wir können nach den Trockenübungen im flauen Wasser starten und später mit künstlichen Wellen das Szenario erschweren.» Der ganze Tag sei ein stetiger Steigerungslauf. Daniel Suter, Direktor des Campus Sursee, ergänzt: «Unsere Anlage ist schweizweit einzigartig.» Es gebe zwar an Europas Küsten einige Anbieter von HUET-Schulungen, aber dort werde teilweise unter ganz rudimentären Bedingungen ausgebildet.

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Zurück in die Kabine über dem Pool in Sursee, wo Suter und ein Badmeister des Campus die Passagiere simulieren. Der Ablauf bei einer Landung im Wasser ist in der Theorie einfach: Sobald der Heli auf dem Kopf steht, den Gurt lösen und durch das Fenster an die Oberfläche schwimmen. «Unter Stress, unter Wasser und überkopf können diese einfachen Dinge ganz schwierig werden», sagt Instruktor Wenger. Der Passagier fühle sich wie in einer grossen Waschmaschine.

Dies zeigt die Demonstration eindrücklich: Imhasly steuert die Kabine langsam ins Wasser. Durch zwei Luftbehälter am Boden und einer beweglichen Achse in der Mitte dreht sich die Kabine ab einer gewissen Tiefe seitlich ab – die Passagiere sind nicht mehr sichtbar. Einige Sekunden später tauchen sie auf und schwimmen zum Rettungsboot – Übung geglückt, Leben gerettet.

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